Staatssicherheitsdienst: Sturm der Stasi-Zentrale und Verbleib der Stasi-Akten

Staatssicherheitsdienst: Sturm der Stasi-Zentrale und Verbleib der Stasi-Akten
Staatssicherheitsdienst: Sturm der Stasi-Zentrale und Verbleib der Stasi-Akten
 
Nach dem Zusammenbruch des SED-Regimes im Herbst 1989 richtete sich der Volkszorn mit besonderer Heftigkeit gegen den Staatsicherheitsdienst (Stasi), der ein nahezu lückenloses Überwachungsnetz über die Bürger in der DDR gezogen und sie in allen Lebensbereichen observiert und terrorisiert hatte. Dem Ministerium für Staatssicherheit hatten 85 000 hauptamtliche und Hunderttausende »Inoffizieller Mitarbeiter« (IM) angehört. Die IM saßen als Spitzel in Betrieben und Universitäten, in Cafés und Kneipen, in kirchlichen Versammlungen und in Theatern, sogar in der Volksarmee und in SED-Organisationen. Mancher Politiker der neuen Parteien musste kapitulieren, wenn er Vorwürfe einer Zusammenarbeit mit der Stasi nicht zweifelsfrei entkräften konnte. Erich Mielke, der seit über 30 Jahren an der Spitze des Ministeriums für Staatssicherheit gestanden hatte, war nach Honecker einer der ersten, die von der Volkskammer gestürzt wurden. Am 15. Januar 1990 stürmten Demonstranten die Stasi-Zentrale in Ost-Berlin. Grund war das Zögern der Regierung bei der Auflösung des Amtes für Nationale Sicherheit, der Nachfolgebehörde des Ministeriums für Staatssicherheit. Heftige Auseinandersetzungen gab es im Spätsommer 1990 über den Verbleib und die künftige Auswertung der Stasi-Akten nach der Vereinigung mit der Bundesrepublik. Um eine Verlagerung des Stasi-Materials (Dossiers über 4 Mill. DDR-Bürger und 2 Mill. Bundesbürger) in das Bundesarchiv Koblenz zu verhindern, besetzten zeitweilig Mitglieder der Bürgerrechtsbewegung die Stasi-Zentrale in Ost-Berlin. Schließlich wurde die Lagerung der Akten in Außenstellen des Bundesarchivs auf dem Gebiet der ehemaligen DDR verfügt. Am 20. Dezember 1991 wurde mit dem Stasi-Unterlagen-Gesetz die Bundesbehörde für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR mit Sitz in Berlin errichtet. Dem Rostocker Pfarrer Joachim Gauck, einem Oppositionellen der ersten Stunde und ehemaligen Volkskammerabgeordneten des von ihm mitbegründeten Neuen Forums, wurde die Leitung der Behörde als Bundesbeauftragtem übertragen.

Universal-Lexikon. 2012.

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